„Die Euphorie ist zurückgekehrt“: Interview mit Blogger Andy zum Pokalspiel in Nürnberg

Der DFB-Pokal steht an, Schalke 04 reist zum 1. FC Nürnberg und hofft auf ein weitere Bestätigung des aktuellen Aufwärtstrends. Das wird der FCN ganz ähnlich sehen, denn beide Teams sind schwach gestartet, haben sich aber mittlerweile stabilisiert. Über diese und andere Themen sprach ich mit dem Nürnberger Blogger, Podcaster und Twitterer Andy. Er verfolgt seinen Herzensclub bereits seit 1985 und ist seit fast 10 Jahren mit seinem Blog unterwegs. Er erzählt uns unter anderem von Aufstiegsträumen, Fanfreundschaften und einem ganz besonderen Pokalabend im Januar 2011.

Hallo Andy! Die Nürnberger erleben aktuell eine Art goldenen Herbst. In den vergangenen vier Partien gab es vier Siege. Wie erklärst du dir den aktuellen Erfolg?

Erstmal hallo an die Schalker Freunde! Ja, schön dass der Herbst doch noch ein goldener wurde. Grundsätzlich hat man die verlorenen Spiele vom Saisonbeginn erst mal nur egalisiert. Aber was natürlich wichtig ist: Die Euphorie ist zurückgekehrt, die Stimmung im und um den Verein ist besser, wodurch sich besser arbeiten lässt. Wie ich mir das erkläre? Nun ich denke dass durch den kurzfristigen Weggang von Trainer Weiler nach Anderlecht und der Tatsache, dass die Neuzugänge erst sehr spät gekommen sind, wir einfach Zeit brauchten bis das Team eingespielt ist. Zudem ist der neue Torwarttrainer ja fast schon ein Jungendfreund von Kirschbaum, wodurch der auch viel sicherer geworden ist. Sowas hilft einer Hintermannschaft schon sehr.

„Ich war nie einer, der gerne auf den Trainer eindrischt“

 

Der FCN ist ähnlich mies gestartet wie S04, zwischenzeitlich stand das Team auf dem letzten Tabellenplatz. Glaubst du, das Team ist inzwischen stabil?

Wie stabil so eine Entwicklung ist, wird sich zeigen. Derzeit hat Stürmer Burgstaller einen Lauf, sowie auch Torwart Kirschbaum. Wie stabil sowas ist, zeigt immer erst die nächste schlechte Phase.

Nach dem schwachen Start gab es massive Kritik am neuen Club-Trainer Alois Schwartz. Wie bewertest du seine Arbeit?

Ich war nie einer, der auf den Trainer eindrischt und freue mich, dass die ruhige unaufgeregte Art von Sportvorstand Bornemann nun Früchte trägt. Ich denke schon, dass er einen Plan im Kopf hat und gut mit jungen Leuten arbeitet, was man beim klammen FCN ja möchte. Aber für meinen Geschmack wartet er zu lange mit den Einwechslungen. Doch richtig bewerten lässt sich die Arbeit eines Trainers meist erst im Nachhinein. 😉

„Die Freundschaft zwischen Schalke und dem FCN ist die einzig echte“

Wie sehnlich wünschst du dir den baldigen Wiederaufstieg? Ist dieses Ziel in dieser Saison drin?

Ein Aufstieg diese Saison wäre nur bei sehr viel Glück drin. Oder drei Jungspieler müssten voll einschlagen. Ansonsten hoffe ich dass wir eine saubere Saison spielen und möglichst die Spieler für eine schlagkräftige Mannschaft im Jahr drauf halten können – was aber die Erfahrung zeigt sehr schwierig wird.

Am Mittwoch geht es im Pokal also gegen S04. Wie siehst du die Situation der Schalker? Zuletzt gab es ja endlich ein paar Erfolgserlebnisse. Auch da ergänzen sich die beiden Clubs.

Ja, Schalke und der FCN! Beide Vereine leiden unter der Erwartungshaltung. Wenn der Glubb ein paar Mal gewinnt, wird nach oben geschaut. Verliert er ein paar Mal, möchte man gerne alle Spieler und Verantwortliche vom Hof jagen. Auf Schalke denke ich ist das genauso, nur eben dass S04 das Glück hatte, sich mit der Arena auf Schalke ordentlich zu vermarkten und einen zahlungskräftigen Investor/Sponsor zu finden, als das noch nicht so verpönt war, wie es das heute ist. Die Fans ergänzen sich dahingehend, dass sie davon träumen nicht mehr nur ein „Altmeister“ zu sein, sondern ein „Neumeister“! 😉

Nürnberg und Schalke verbindet eine ganz besondere Fanfreundschaft seit vielen Jahrzehnten. Über 3500 Schalker werden Mittwoch dabei sein. Welche Erfahrungen hast du mit dieser Fanfreundschaft gemacht?

Überwiegend gute! Ich habe in meinem Leben schon bei vielen Zelebrierungen dieser Freundschaft mitgewirkt, bei Sonderzügen, bei Fahnenkorsos durchs Stadion, bei Vorspielen und Elfmeterschießen. Und auch privat leben wir diese Freundschaft: Ein Schalker der bei und in Franken lebt geht immer mit zum Glubb. Es ist die älteste und einzig echte Freundschaft unter Fans, und das muss gepflegt werden.

„Der Glubb wird auch auf die Offensive setzen“

Die Nürnberger gelten als Zweitligist natürlich als Außenseiter. Wie wird der Club gegen S04 wohl agieren? Auf welche Spieler wird es ankommen?

Ich denke, der Glubb wird durchaus auch auf Offensive setzen, denn nur hinten reinstellen hat man ja bei der Relegation sehen können, dass das nicht klappt. Ansonsten versuchen wir ein Elfmeterschießen zu erreichen, denn mit „Doppel-Elferkiller Kirschbaum“ wäre da der Vorteil auf Nürnberger Seite! 😉

Erinnerst du dich an das letzte Pokalspiel der beiden Clubs? Ein gewisser Julian Draxler erzielte kurz vor dem Ende der Verlängerung den Siegtreffer…

Natürlich sehr gut, denn da war ich bei der Geburt meiner Tochter im Krankenhaus! Fand ich (natürlich) schade für den Glubb, weil sich unsere Jungs nicht für die tolle Leistung belohnen konnten.

Wie geht’s aus am Mittwoch? Was ist dein Tipp?

Alles andere als ein klarer Sieg für Schalke wäre eine Überraschung, doch solche Überraschungen soll es ja hin und wieder geben. Ich tippe auf ein gutes Spiel und Freundschaft auf den Rängen.

Vielen Dank für das ausgesprochen sympathische Interview, lieber Andy, und auf ein gutes Spiel!

„Die Euphorie ist zurückgekehrt“: Interview mit Blogger Andy zum Pokalspiel in Nürnberg

Markus Weinzierl taktiert sich zum Erfolg

Schalke besiegt den FSV Mainz 05 mit 3:0 in der heimischen Arena und bleibt auch im fünften Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage. Der katastrophale Saisonstart wurde zumindest im Ansatz aufgehalten, die Mannschaft scheint sich weiter zu finden.

In den ersten Minuten der Partie hatte S04 gewohnheitsgemäß Probleme, die Partie zu kontrollieren. Im Vergleich zu anderen Spielen wie in Frankfurt oder Berlin fing sich das Team jedoch schon nach kurzer Zeit.

Das hatte insbesondere mit der Systemumstellung von Markus Weinzierl zu tun. Erstmals spielte mit Naldo, Matija Nastasic und Benedikt Höwedes eine Dreierkette in der Abwehr. Außerdem agierten zwei hoch stehende Außenverteidiger, die sich bei gegnerischem Ballbesitz zu einer Fünferkette formierten. Sead Kolasinac und Alessandro Schöpf meisterten diese Aufgabe mit Bravour und waren immer in Bewegung. Gleichzeitig erwischten sowohl Leon Goretzka als auch Nabil Bentaleb auf der zentralen Position einen absoluten Sahnetag. Auch Johannes Geis, der früh in der Saison von Weinzierl einen Denkzettel bekam, präsentierte sich hochkonzentriert.

Weinzierl zeigte sich als geschulter Taktiker. Davon profitieren konnte insbesondere Max Meyer, dessen starke Leistung in Krasnodar vermutlich der Anstoß für die Systemumstellung war. Er agierte etwas versetzt hinter dem einzigen echten Stürmer Franco Di Santo und zeigte sich spielfreudig. Die Verwunderung, dass Yevhen Konoplyanka trotz einer ordentlichen Partie in Russland wieder nicht von Anfang an dabei war, verpuffte während der Partie relativ schnell. Weinzierl hat das System schlicht dem Erfolg untergeordnet. Das mag für den Ukrainer bitter sein, der Mannschaft kann es – sofern es funktioniert – aber nur weiterhelfen. Einmal mehr zeigte sich, wie wichtig die Partie in Krasnodar für den Trainerstab war, um die optimale Aufstellung zu finden.

Schalke kann positiv gestimmt in die bisher wohl schwerste Woche der Saison gehen. Das Pokalspiel beim 1. FC Nürnberg wird alles andere als ein Selbstläufer, der Club hat in den vergangenen Partien ordentlich Selbstvertrauen gesammelt. Dass das Derby in Dortmund am Samstag eine brutale Herausforderung sein wird, versteht sich von selbst. Was sowohl ein Sieg als auch eine Niederlage auslösen kann, weiß auf Schalke jeder.

Christian Heidel hatte es im Sky-Interview nach dem Mainz-Spiel angedeutet. Das Selbstvertrauen insbesondere für die Partie in Dortmund ist vermutlich deutlich höher als noch vor drei bis vier Wochen.

Einen entscheidenden Fakt wird Christian Heidel aber vermutlich trotzdem wissen: die Mutter aller Derbys hat ihre eigenen Gesetze.

Es kribbelt. Gewaltig.

 

Markus Weinzierl taktiert sich zum Erfolg

Schalke in Krasnodar – der Aufstand der zweiten Reihe

Schalke gewinnt in Krasnodar auch das dritte Spiel in der Gruppenphase der Europa League und bleibt als einzige deutsche Mannschaft in Europa ohne Punktverlust. Ein schöner Nebeneffekt und ein ordentlicher Ausgleich für die bisher mehr als durchwachsene Bundesligasaison.

Schalke begann in der ersten Halbzeit überraschend aggressiv. Im neu eröffneten Stadion von Krasnodar präsentierte sich S04 von Anfang an bissig und übernahm die Kontrolle im Mittelfeld. Das hohe Pressing macht den Russen schwer zu schaffen, folgerichtig fiel schon in der 11. Minute das verdiente 1:0.

Nach dem Führungstreffer baute Schalke etwas ab. Krasnodar bekam mehr Räume, Schalke gab die Initiative ab. In der zweiten Halbzeit wirkte das Team in manchen Situationen unkonzentriert, in der Schlussphase hätte mit etwas mehr Pech ein Gegentor fallen können. Trotzdem stand die Abwehr von S04 über 90 Minuten weitestgehend sicher. Vermutlich war es sogar genau richtig, den Russen etwas mehr Kontrolle zu geben. Nach dem Spiel ist man immer schlauer.

Die etwas behäbige Spielweise in der zweiten Halbzeit erinnerte in Teilen an das Spiel in Frankfurt (0:1) oder in Berlin (0:2). Die Konzentration wurde weniger, und die Mannschaft schaffte es nicht wie im ersten Durchgang, klare Torchancen zu verhindern. Am Ende war Ralf Fährmann wieder einmal zur Stelle und hielt den Sieg fest.

Durch viele angeschlagene Spieler musste Markus Weinzierl auf die sogenannte zweite Reihe setzen. Sowohl Max Meyer als auch Yevhen Konoplyanka nutzten ihre Chance und präsentierten sich bereit für die Startelf. Auch Dennis Aogo machte es im ersten Durchgang ordentlich, während Junior Caicara mit seinen ungenauen Flanken eher in der Luft hing.

Für den Konkurrenzkampf hätte es für Schalke vermutlich kein besseres Spiel geben können. Wegen der langen Anreise musste sich Weinzierl nicht groß rechtfertigen, warum er die nur leicht angeschlagenen Leon Goretzka und Nabil Bentaleb zuhause ließ. Dadurch konnte der Trainer nach dem verkorksten Start in Frankfurt nochmal testen, was die zweite Reihe drauf hat. Aufgrund der nächsten Spiele wird es unheimlich wichtig sein, auf mehreren Positionen verlässliche Kräfte zu haben.

Dass dies der Fall ist, wurde in Krasnodar bewiesen. Sonntag folgt das Heimspiel gegen Mainz, am Mittwoch geht es im Pokal gegen den 1. FC Nürnberg. Samstag folgt das Derby in Dortmund. Keine leichte Woche.

Sechs Punkte aus den beiden Spielen und eine Runde weiter. Eine schöne Vorstellung.

Schalke in Krasnodar – der Aufstand der zweiten Reihe

Ein erster Schritt für den Schalker Seelenfrieden

Kurz vor Ende des Spiels klappte bei Breel Embolo sogar ein Hackentrick in den Lauf seines Mitspielers. Was ein Erfolgserlebnis bewirken kann, zeigte diese Szene stellvertretend.

Für viele S04-Anhänger war das 4:0 gegen Borussia Mönchengladbach die pure Genugtuung für einen verkorksten Saisonstart und für die geschundene Schalker Seele. Den Sieg hatte sich die Mannschaft nach dem etwas umstrittenen, aber doch elfmeterwürdigen Strafstroß mehr als verdient. Deutlich zeigte sich, dass Fußball trotz all der taktischen Komplexität eben doch auch im Kopf stattfindet.

Das druckvolle Pressing gelang plötzlich in fast jeder Situation. Das hat S04 auch in der ersten Halbzeit schon gut gemacht, es fehlten aber die klaren Torchancen. Die gab es in der zweiten Halbzeit dann fast im Minutentakt. Breel Embolo machte nicht nur wegen seiner zwei Tore ein klasse Spiel und ist deutlich hervorzuheben. Die Abwehr stand trotz kleinerer Wackler solide, die krassen individuellen Fehler aus den letzten Niederlagen blieben die gesamte Spieldauer über Mangelware.

Der hohe Sieg war in der aktuellen Situation des S04 wohl kaum zu erwarten. Dass die Mannschaft in der Lage ist, starke Gegner zu schlagen aber schon. Hinzu kam, dass die Borussia nicht ihren allerbesten Tag erwischte. Das spielte Schalke bei allem Lob natürlich in die Karten.

Wie ist nun damit umzugehen? Wie reagiert man auf ein 4-Tore-Spiel ohne Gegentor?

Nun. Aus Schalker Sicht am besten gar nicht. Unterm Strich stehen aus sechs Spielen weiterhin nur drei Punkte. Die Freude über ein gelungenes Spiel, dass sich endlich mal im Ergebnis widergespiegelt hat, ist natürlich berechtigt. Die Verantwortlichen sollten sich aber vor allem auf die Erkenntnisse der Partie stürzen und weniger auf der Euphoriewelle mitschwimmen. Mit einer passenden Einstellung, einem konzentrierten Auftreten und ohne individuelle Fehler ist das Schalker Spiel deutlich besser mit anzusehen. Das wissen Heidel, Weinzierl und Co.

Jetzt ist erstmal Länderspielpause. Die kommt wie schon beim letzten Mal unfassbar ungelegen. Aber es hilft nichts. Am 15. Oktober spielt S04 bei Weinzierls Ex-Verein in Augsburg. Eine erneute Niederlage würde die Schalker Sorgen wieder neu entflammen lassen.

Aber so weit sind wir ja noch nicht. Und mit sowas rechnet auf Schalke ja auch keiner. Wir sind ja von Haus aus pure Optimisten.

Ein erster Schritt für den Schalker Seelenfrieden

Gladbach 2015 als Vorbild? Bloß nicht.

Immer, wenn es auf Schalke so richtig mies läuft, dann werden gerne mal interne Vergleiche gezogen. Ali Karimi war 2011 der schlimmste Einkauf seit Orlando Engelaar 2008. Das 0:3 gegen den BVB im Februar 2015 war das furchtbarste Spiel seit dem 1:5 in München im März 2014. Die Liste könnte ewig so weitergehen. Schlechtes wird mit schlechtem verglichen.

Nun also der Saisonstart. Unsere fünf Pleiten zu Beginn sind auf Schalke noch nie passiert. Das letzte Mal verloren wir viermal in Folge zu Beginn der Saison 2010/2011. Wieder wird verglichen. Das ist in diesem Fall noch größerer Unfug. Damals war eine Katastrophensaison quasi vorprogrammiert. Zu viele Stammkräfte gingen, zu viel Magerkost kaufte Magath ein. Dass es in der Champions League und im DFB-Pokal trotzdem so hervorragend lief, hat damals niemand so richtig verstanden.

Der Vergleich hinkt also. Inzwischen werden lieber andere Vereine als „Vorbild“ ausgewählt, die genau so schlecht gestartet sind. Wie zum Beispiel unser nächster Gegner Borussia Mönchengladbach im Jahr 2015. Sie starteten ebenfalls mit fünf Pleiten, Lucien Favre ging danach freiwillig. Dieser Vergleich wird in den letzten Tagen unglaublich oft gezogen. Auch damals galt die Qualität der Fohlen als ähnlich hoch wie die von S04 aktuell. Gladbach schaffte es nach der Trennung von Favre sogar noch auf Platz Vier.

Die Borussia also als Vorbild? Oder andere Vereine, die sensationelle Pleitenserien hinter sich haben?

Nein. Genau das ist es, was auf Schalke jahrelang nicht verinnerlicht wird. Es geht nicht um Vorbilder, ähnliche Situationen in anderen Vereinen oder vergleichbare Probleme. Schalke bleibt Schalke. Ein Trainerwechsel ist aktuell ausgeschlossen. Es braucht keinen Trainer-Neustart, den hat der Verein im Sommer abgeschlossen. Favre war vorher schon jahrelang Coach der Fohlenelf. Warum wird das miteinander verglichen?

Außerdem wurde der Manager gewechselt und die Startelf teilweise runderneuert. Es hilft nichts, sich am Erreichen des vierten Platzes von Gladbach festzubeißen. Jede Mannschaft hat ihre eigene Situation und ihre eigenen Wege, diese Situation zu meistern. Der Trainerwechsel in Gladbach hat den nötigen Impuls für eine Wende eingeleitet. Das wird auf Schalke nicht helfen. Im Gegenteil. Und wenn einige den Traum von Platz Vier immer noch nicht begraben haben, die sollen möglichst schnell einen Blick auf die Tabelle werfen. Und nicht auf die letzte Saison von Borussia Mönchengladbach.

Mit anderen Worten: Sonntag müssen endlich die ersten drei Punkte her. Am besten mit voller Konzentration auf die Gegenwart. Und ohne Vergleiche aus der Vergangenheit.

 

Gladbach 2015 als Vorbild? Bloß nicht.

Optimismus futsch, Vertrauen nicht

Und auch das fünfte Bundesliga-Spiel der Saison geht völlig zurecht verloren. Das 1:2 in Hoffenheim ist ein neuer Startrekord. Ein negativer Startrekord. Das tut weh.

Wenn ein S04-Fan nach dem Spiel gegen die TSG aus Hoffenheim behauptet, er sei frustriert gewesen, dann wäre das noch weit untertrieben. Der pure Frust wandelte sich bei den mitgereisten Anhängern relativ schnell in pure Verärgerung um. Nach dem Spiel waren sogar die ersten „Wir wollen euch kämpfen sehen“-Gesänge zu hören.

Nein. Am Kampf mangelt es auf Schalke nicht. Viel mehr sind es die Woche für Woche gleichen Fehler und spielerischen Defizite, die die Mannschaft aktuell einfach nicht in den Griff kriegen will. Flanken verpuffen in der Luft, das Aufbauspiel [das Spiel gegen den FC Bayern wird ab jetzt bewusst verschwiegen, es ist aktuell einfach kein Maßstab mehr] war teilweise eine Katastrophe und leitete folgerichtig das 1:2 ein. Wer das zweite Gegentor gesehen hat, der wird mir zustimmen, dass so ein Treffer niemals und in keiner Liga dieser Welt so fallen darf. Die Hoffnung auf den ersten Punkt war damit ebenfalls sofort wieder futsch. Dass in der Nachspielzeit ein glasklarer Handelfmeter für S04 nicht gegeben wurde, passt dann doch zur Situation des Clubs. Aber es war ganz bestimmt nicht der entscheidende Faktor.

Würden Schalkes Gegner den Verein regelmäßig an die Wand spielen, wäre es wahrscheinlich weit weniger ärgerlich. Dann wüsste man wenigstens um die Chancenlosigkeit des Teams. Das war aber bisher in keinem Spiel der Fall. Auch in Sinsheim sah es phasenweise nicht so katastrophal aus, wie es manche behaupten wollen. Es sind einfach die krassen, vermeidbaren und völlig unnötigen Fehler, die es jedes Wochenende aufs Neue schwer machen, Punkte zu holen. Dass die Offensive aktuell kaum Chancen heraus spielt und wenig bis gar keine Torgefahr ausstrahlt, kommt da noch erschwerend hinzu.

Jetzt geht auch der vorher eher besonnen agierende Christian Heidel in die Offensive und kündigte Konsequenzen an. Der Versuch der Beschwichtigung in den letzten Wochen hat offensichtlich nicht gefruchtet. Die Verärgerung war Heidel schon während des Spiels deutlich anzusehen.

Aktuell wirken die Spieler eher resistent gegen Kritik. Deshalb ist Heidels Reaktion nachvollziehbar. Es gibt auch relativ wenig Potenzial für Schönrederei. Gleichzeitig musste er vor der Partie am Sonntag schon die ersten Trainerdiskussionen abblocken. Auch das ist Schalke. Es bleibt ihm auch nichts anderes übrig. Den Trainer wird er aber auch nach der sechsten Niederlage nicht in Frage stellen. Egal, wie diese zustande kommt.

Als Fan empfiehlt es sich jetzt wohl, Emotionen nicht in pure Wut zu verwandeln. Saftige Kritik ja, Hass nein. Der Optimismus ist natürlich spätestens seit dem Köln-Spiel völlig verflogen. Das Vertrauen bleibt jedoch. Zumindest bei mir. Dem Team bleibt nichts anderes übrig, als das Vertrauen endlich in Punkte zu verwandeln. Denn Vertrauen hält nicht für immer.

Selbst nach Spiel Fünf ohne Punkt bleibe ich dabei:

Der erste Dreier kann etwas auslösen. Viel Zeit bleibt der Mannschaft aber nicht. Sonntag geht´s gegen Gladbach. Vorher läuft noch die Europa-League gegen Salzburg. Welch ein grandioser Zeitpunkt. Dazu passt wohl der Satz, den ein Großteil der S04-Fans aktuell wohl relativ oft wiederholen muss:

Da müssen wir jetzt durch.

Optimismus futsch, Vertrauen nicht

Die Ursachen der Schalker Punktlosigkeit

Es ist eine Mischung aus purer Ernüchterung und Verwunderung, die sich aktuell bei S04 breit macht. Dass auf Schalke in der neuen Bundesligasaison nicht auf Anhieb alles funktionieren würde, war zu erwarten. Aber wer hat ernsthaft geglaubt, dass die Mannschaft mit null Punkten nach vier Spieltagen auf dem 17. Tabellenplatz stehen würde? Vermutlich niemand.

Auch beim Spiel gegen Köln zeigte sich wieder genau das gleiche Muster, was auch gegen Hertha BSC Berlin zu beobachten war: Wenn die Mannschaft nicht zu 100% konzentriert auf dem Platz steht, wird es gegen jeden Gegner schwer. Der Effzeh war von Beginn an hervorragend organisiert und machte Blau-Weiß das Leben schwer. Wie  schon gegen Hertha funktionierte das frühe Stören in der gegnerischen Hälfte nur im Ansatz. Das ist gegen ein Team, dass voller Selbstbewusstsein in die Saison gestartet ist einfach zu wenig.

Das ist vermutlich auch schon der springende Punkt der Schalker Punktekrise. S04 traut sich im Gegensatz zu seinen Gegnern fast überhaupt nichts zu. Jedes Mal, wenn es gegen Köln den Anschein machte, als würde sich eine Möglichkeit bieten, das Spiel schnell zu machen, spielte das Team lieber auf Sicherheit. Bezeichnend für den fehlenden Mut war Breel Embolo, der alleine vor dem Kölner Tor auftauchte, den Ausgleich auf dem Fuß hatte, aber dann doch noch quer legte. Ein Sinnbild für die angekratzte Moral der Mannschaft.

Hinzu kommen etliche individuelle Fehler. Die können zum großen Teil nicht auf die neu zusammengesetzte Mannschaft zurückgeführt werden. Gegen Hertha war zumindest das Remis sicher, zwei Fehler machten das aber Spiel zunichte. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch völlig unnötig gewesen. So hat sich der Verein zumindest kleine Erfolgserlebnisse verbaut.

Die spielerische Idee, die gegen München hervorragend funktioniert hat, konnte das Team in der Bundesliga danach nicht mehr umsetzen. Es fehlt zumindest aktuell die Überzeugung, dominant auftreten zu wollen.

Genau bei dieser Problematik ist Markus Weinzierl natürlich gefragt. Es gilt jetzt, nicht nur taktisch, sondern auch mental eine klare Linie zu finden. Mit jeder Niederlage wird die Ungeduld im Schalker Umfeld wachsen – Niemand weiß das besser als Weinzierl. Die Beschwichtigungsversuche von ihm und Christian Heidel sind ein nachvollziehbarer Prozess, das Duo muss aber aufpassen, nicht in die Unglaubwürdigkeit zu schlittern, wenn die Pleitenserie anhält. Klare Kante zeigen – das ist es, was Christian Heidel auszeichnet und jetzt mehr denn je von Nöten sein wird.

Natürlich ist trotz aller Ursachenforschungen nicht zu ignorieren, dass das Team mit vielen Neuzugängen auch spielerisch noch Zeit braucht. Das ist aber meines Erachtens nicht der springende Punkt. Das Bayern-Spiel hat gezeigt, dass die Suche nach einer guten Abstimmung kein wochenlanger Prozess sein muss. Trotzdem spielt dieser Faktor aber natürlich in die Misere mit rein.

Den Knoten platzen lassen. Die wahrscheinlich älteste Floskel der Welt. Sie kann auf Schalke aber genau dann greifen, wenn endlich ein Erfolgserlebnis in der Bundesliga eingefahren wird. Der nächste Versuch erfolgt Sonntag bei der TSG aus Hoffenheim.

Und die Schalker Familie wird auch dann wieder im Stadion, vor dem Fernseher oder in der Kneipe die Daumen drücken. Das ist bisher vermutlich die einzige Konstante in dieser jetzt schon denkwürdigen Schalker Hinrunde.

 

Die Ursachen der Schalker Punktlosigkeit

Das kreative Loch in Berlin

Schalke 04 verliert verdient mit 0:2 bei Hertha BSC und bleibt bei null Toren und null Punkten in der Bundesliga. Selbst der kühnste Pessimist hätte so einen Saisonstart vermutlich nicht vorausgesagt. Zumindest im Hinblick auf die Punkteausbeute. Damit muss der Verein jetzt umgehen.

Im Grunde war es bis zum ersten Gegentor ein typisches 0:0-Spiel. S04 fehlte in den entscheidenden Momenten der letzte Biss. Das lief gegen München und in Nizza deutlich besser. Das konsequente Gegenpressing blieb aus, individuelle Fehler führten letztendlich zur verdienten Niederlage. Die hochgelobten Sechser Benjamin Stambouli und Nabil Bentaleb leisteten sich die entscheidenden Patzer. Leon Goretzka wirkte relativ müde und wird gegen Köln vermutlich eine Pause brauchen. Baba konnte sich auch in dieser Partie wieder öfter auf links durchtanken, er spielte aber deutlich zu wild und ließ sich viel zu oft provozieren. Klaas-Jan Huntelaar blieb über das gesamte Spiel blass.

Das lag in diesem Fall aber nicht nur an seiner oftmals schlampigen Ballbehandlung. Der Kreativbereich der Schalker Offensive fiel in Berlin in ein tiefes Loch. Breel Embolo glänzte beispielsweise mehr mit Fehlpässen als mit Ballgefühl, und auch der zur Pause eingewechselte Yevhen Konoplyanka konnte keine Ideen in die Partie einbringen. Und auch die bereits genannten Sechser Stambouli und Bentaleb geizten diesmal deutlich an vertikaler Spielfreude. Das blieb über die gesamten 90 Minuten der Fall. Klare Torchancen Fehlanzeige. Ohne die beiden folgenschweren Patzer stand die Schalker Defensive um Naldo, Nastasic, Höwedes und Baba sicher. Ein Lichtblick. Davon kann sich der Verein nur nichts kaufen.

Es gibt ja Teile des Schalker Anhangs, die nach der Niederlage in Berlin nun wieder den sportlichen Notstand ausgerufen haben. Die Neuzugänge seien Fehleinkäufe, der Verein müsse gar radikal umdenken und wieder ausschließlich auf die Jugend setzen. Im Grunde müsse der Spielbetrieb auf Schalke eingestellt werden und ein Neustart in der Westfalenliga angepeilt werden.

Nun ja. Ganz so weit dürfte es mit der Beunruhigung in weiten Teilen des Vereins noch nicht sein. Fakt ist: Sportlich hat sich jeder Verantwortliche den Saisonstart aber mal ganz anders vorgestellt. Null Punkte bei Gegnern wie Frankfurt und Hertha sind ein ernüchterndes Fazit aus den ersten drei Spieltagen. Mittwoch geht´s gegen Köln. Atempausen gibt´s keine.

Ein Infragestellen der Mannschaft ist aber genau so falsch wie verfrüht. Viele Schalker springen in ihren Ansichten von Spiel zu Spiel, der Optimismus geht nach einem schweren Auswärtsspiel in Berlin sofort wieder flöten. Bewertet werden sollte eher das Gesamtkonstrukt von S04. Das ist und bleibt vielversprechend. Die Mannschaft hat gezeigt, wozu sie in der Lage ist. Die taktische Linie von Markus Weinzierl ist zu erkennen. Und die abgedroschene Floskel ist auch in dieser Woche wieder präsent: diese Linie braucht Zeit.

Die sollte man dem Team geben. Das wäre nicht nur hilfreich für den Verein, sondern würde auch den Blutdruck mancher wütender Fans deutlich senken. Gesundheit ist ja bekanntlich immer noch das Wichtigste.

 

 

 

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Ein erfrischender Auftritt an der Côte d’Azur

Vor dem ersten Europa-League Auftritt der Saison war es nicht allzu wahrscheinlich, dass der einzige größere Kritikpunkt an der Schalker Mannschaft die fehlende Chancenauswertung sein könnte. Dieses Fazit kann nach der Partie im sonnengefluteten Nizza aber tatsächlich geschlossen werden.

S04 knüpfte gegen einen deutlich schwächeren Gegner nahtlos an die Leistung gegen Bayern München an. Ein wirklich gut anzusehender Spielaufbau, gute Kombinationen und ganz besonders das Gegenpressing machten dem aktuellen Tabellenzweiten der französischen Liga ordentlich zu schaffen. So richtig zum Zug kamen die Franzosen bis zur umkämpften Schlussphase eigentlich nie. Die obligatorische Spannung zum Ende des Spiels blieb bestehen. In dieser Phase waren auch ein paar defensive Schnitzer zu beobachten. Ein Tor hätte Nizza trotzdem nicht verdient gehabt.

Ansonsten trat S04 heimspielähnlich auf. Baba überzeugte nicht nur wegen seines Tores, er zog immer wieder mehrere Gegner auf sich und machte das Spiel schnell. Leon Goretzka war wie schon gegen München wieder bärenstark. Und auch Nabil Bentaleb glänzte als Ballverteiler und als kreativer Mann aus der Tiefe. Benedikt Höwedes zeigte mit seinen Tacklings und seiner Zweikampfstärke erneut, dass er zurecht einer der besten Verteidiger der Bundesliga genannt wird.

Wie das Fußballgeschäft nun mal so ist, hat Schalke quasi keine Zeit, sich über den Sieg zu freuen. Sonntag geht´s schon wieder gegen Hertha. Mit null Punkten im Gepäck. Ein unheimlich wichtiges Spiel. Die wahrscheinlich größte Schwierigkeit für Markus Weinzierl wird es jetzt sein, die Spannung bis Sonntagabend hoch zu halten. Die Entscheidung, bis zum Wochenende in Nizza zu bleiben, ist dabei recht mutig. Es bleibt zu hoffen, dass die Konzentration nicht flöten geht. Hertha ist ordentlich in die Saison gestartet. Sie sind deutlich stärker zu erwarten als Nizza.

Christian Heidel hatte vor dem Spiel gesagt, dass in Nizza nichts zu holen sei, wenn das Team nicht die gleiche Einstellung wie gegen Bayern auf den Platz bringt. Genau das hat die Mannschaft aber geschafft. Das Team hat auf die mahnenden Worte des Managers gehört. Zumindest kann es so interpretiert werden.

Wenn das Schalker Publikum jetzt schon so richtig Bock auf die Partie am Sonntagabend hat, dann macht der Verein aktuell etwas richtig.

Und das ganz ohne Bundesliga-Punkte. Verrückte Blau-Weiße Welt.

 

 

 

Ein erfrischender Auftritt an der Côte d’Azur

Die Erkenntnisse aus dem Bayernspiel

Am Ende stehen null Punkte und null Tore auf dem Konto.

Die wohl bitterste Erkenntnis des Abends war aber wohl die Tatsache, dass Schalke 04 in der nächsten Zeit wahrscheinlich nie wieder gegen so einen verwundbaren FC Bayern antreten wird. So viele haarsträubende Fehlpässe hat man beim Rekordmeister lange nicht gesehen.

Im Normalfall würde das trotzdem nicht für ein Unentschieden oder gar einen Sieg gegen die Übermacht aus München reichen. In diesem Fall stand aber eine runderneuerte Schalker Mannschaft auf dem Platz, die wohl eines der besten Spiele der jüngeren Vergangenheit gemacht hat. Die Neuzugänge fügten sich fast ausnahmslos in das Schalker Kombinationsspiel ein. Vor allem Nabil Bentaleb glänzte wie schon gegen Frankfurt mit einer ungeheuren Übersicht. Benjamin Stambouli machte als Abräumer auf der Sechserposition ein ordentliches Debüt. Baba schaffte es auf links öfter mal sich durchzutanken. Mit seiner Spritzigkeit leitete er die wohl beste Chance für S04 ein. Und auch der Quasi-Neuzugang Matija Nastasic und Echt-Neuzugang Naldo spielten erstaunlich souverän und abgeklärt in der Innenverteidigung. Das 0:1 darf so natürlich trotzdem nicht fallen. Sowas lässt sich Robert Lewandowski nicht nehmen. Am Ende hat das Glück für den Punkt gefehlt.

S04 hat gezeigt, dass eine Runderneuerung der Mannschaft nicht automatisch Chaos und fehlende Abstimmung bedeuten muss. Wenn das Potenzial da ist, schafft es auch eine gerade erst zusammengewürfelte Truppe ordentlichen Fußball zu spielen. Dass das erste Spiel mit den vielen Neuzugängen ausgerechnet gegen Bayern sein musste, ist da eine nervige Randnotiz. Dass Christian Heidel Potential eingekauft hat, ist spätestens nach diesem Spiel bewiesen.

Die Partie wird den Konkurrenzkampf auf Schalke nochmal anheizen. Ein Johannes Geis kann sich vermutlich sicher sein, dass er seinen Stammplatz erstmal los ist. Und auch Max Meyer wird jetzt kämpfen müssen. Er weiß selbst, dass er eigentlich in die Startelf gehört. Nach den olympischen Spielen in Rio kann ihm keiner verübeln, dass ihm noch etwas die Spritzigkeit fehlt. Der Kampf um Stammplätze wird der Mannschaft trotzdem gut tun.

Bei allem Lob: Natürlich hat S04 trotz der guten Leistung einen klassischen Fehlstart hingelegt. Das Ergebnis in Frankfurt ist nach der tollen Leistung gegen München umso ärgerlicher. Nach der Partie in Nizza in der Europa League müssen in Berlin die ersten Punkte her. Es gibt wenig Alternativen.

Der Auftritt macht Mut, mehr aber auch nicht. Die Leistung hat das Potenzial der Mannschaft klar aufgezeigt, es bleibt aber ein langer Weg. Den bringt ein Umbruch nun mal mit sich.

Die Erkenntnisse aus dem Spiel sind also recht eindeutig. Der Druck wächst, gleichzeitig wächst aber auch die Hoffnung auf besseren Fußball in den nächsten Wochen. Wenn die Automatismen greifen, ist die Aussicht für die neue Saison gar nicht so schlecht. Bleibt das Team vom Verletzungspech verschont, kann es eine ordentliche Spielzeit werden.

Auf Schalke kann man sich da jedoch nie sicher sein.

 

 

Die Erkenntnisse aus dem Bayernspiel