Bärenstarke Schalker blenden sogar Unruhe aus

Schalke 04 schlägt die TSG 1899 Hoffenheim verdient mit 2:1 und holt wichtige Punkte im Kampf um den europäischen Wettbewerb. Über 70 Minuten dominierte S04 die Kraichgauer nach Belieben. Als die Kraft nachließ, kämpfte sich Schalke bis zum Schlusspfiff durch. Das half, ein unangenehmes Thema in den Hintergrund zu rücken.

Taktisch wählte Domenico Tedesco einen ähnlichen Ansatz wie schon beim 1:2 in München. Eine nominelle Dreierspitze versuchte die gesamte Partie über, das Aufbauspiel der Hoffenheimer zu unterbrechen. Das gelang über weite Strecken gut bis sehr gut, teilweise kamen die Nagelsmann-Jungs gar nicht erst hinter die erste Schalker Pressinglinie. Leon Goretzka strahlte dabei (wieder einmal) eine unglaubliche Ruhe und Ballsicherheit aus, Benjamin Stambouli vertrat Max Meyer auf der Sechs mehr als anständig. Guido Burgstaller rannte sich wie immer die Seele aus dem Leib. Und in der Verteidigung kommt es aktuell zu einem Phänomen, dass auf Schalke schon lange her ist: Man fühlt sich vor allem dank Naldo unglaublich sicher. Mit 35 Jahren ein so starkes Stellungsspiel plus extreme Zweikampfstärke – eine tolle Saison des Brasilianers. Aber auch Kehrer und Nastasic machten – abgesehen vom Gegentor – ihre Sache absolut souverän und abgeklärt.

Breel Embolo machte ebenfalls eine richtig starke Partie. Mit seinem zweiten Startelfeinsatz in Folge sammelte er spürbar weiter Selbstvertrauen. Nachdem sein erster vermeintlicher Treffer wegen einer Abseitssituation vom Videoassistenten zurückgenommen wurde, klappte es dann im zweiten Anlauf. Die Erleichterung über ein weiteres Erfolgserlebnis war ihm anzusehen.

Schalke machte in einer Phase, in der die starke erste Hälfte der Saison zumindest beim Punktekonto etwas zu kippen drohte, eine rundum gelungene Partie. Domenico Tedescos Matchplan ist in fast jeder Spielsituation deutlich erkennbar. Und selbst das leidige Thema Nabil Bentaleb wirkte gestern fast wie eine Randnotiz. Das hätte bei einer Niederlage vermutlich anders ausgesehen. Es war ein Risiko, den Ausfall von Max Meyer nicht mit Bentaleb zu kompensieren. Nach dem Spiel stellte sich aber (wieder einmal) heraus: Tedesco hat alles richtig gemacht. Weiter so, Schalke. Du bist auf einem guten Weg.

 

 

Bärenstarke Schalker blenden sogar Unruhe aus

Schalke glänzt, Fährmann patzt – und taugt nicht zum Sündenbock

Eine knappe Niederlage beim FC Bayern wurde auf Schalke schon in der Vergangenheit mit vielen lobenden Worten bestückt. Das Spiel vom Samstag (1:2) war sogar noch eine Stufe besser als in der Vergangenheit. Die Belohnung blieb aus – auch wegen eines menschelnden Torhüters.

Der erste Schalker vor den Mikrofonen nach der Partie gestern Abend war selbstverständlich wieder einmal Ralf Fährmann. Ein Sky-Moderator wollte fünf Minuten nach dem Abpfiff unbedingt von ihm hören, dass es ja besonders ärgerlich sei, dass Schalke gegen den Rekordmeister so gut dagegen halte, und dann ausgerechnet seine zwei Patzer zur Niederlage führten. Darauf wollte Fährmann sich allerdings gar nicht erst einlassen. „Ich weiß nicht, worauf sie hinauswollen“, antwortete er mit einer Mischung aus Frust und Gleichgültigkeit. Selbst er sei schließlich „keine Maschine“.

Wer kann ihm diesem Frust verübeln? In einem Spiel, das Schalke 04 fast 90 Minuten lang mindestens auf Augenhöhe gestaltete, fielen die beiden Gegentore ausgerechnet durch zwei unglückliche Szenen von Schalkes Nummer 1. Wieder einmal war es keine Demonstration der Bayern gegen Königsblau. Stattdessen boten die Gäste auch dank einer taktischen Meisterleistung von Schalkes Domenico Tedesco eine Pressingmaschine an, die bei fast jedem Aufbauversuch der Bayern zündete. Sie funktionierte nur so gut, weil die Dreifachspitze, bestehend aus Di Santo, Embolo und Burgstaller, so effektiven Druck auf die Innenverteidigung der Bayern ausübte. Auf der anderen Seite wurde der Weg in die Spitze relativ schnörkellos gesucht, was auch an einem spielstarken Leon Goretzka lag. Die Kritik an seinem Wechsel schien er zumindest am gestrigen Abend gegen seinen neuen Arbeitgeber abgeschüttelt zu haben.

Auch Max Meyer war nicht allzu beeindruckt von der bärenstarken Aufstellung des FCB. Stattdessen behauptete er gleich mehrfach den Ball in schwierigen Situation und peitschte die Kugel druckvoll nach vorne. Das musst du gegen so ein Team erstmal so hinkriegen.

So richtig unglücklich war an diesem Abend eigentlich nur Ralf Fährmann. Domenico Tedesco nahm wie immer seine Pflicht wahr und verteidigte den Keeper direkt nach dem Abpfiff. Und das sollten die Schalker Anhänger zwingend auch tun. Es ist in der Vergangenheit oft genug vorgekommen, dass Schalke gerade wegen eines überragenden Torhüters nur knapp in München verloren hat. Dass die Niederlage nun zum etwas größeren Teil auf seine Kappe geht, ist nicht nur zu verschmerzen, sondern eben auch so zu akzeptieren. Fährmann ist nicht perfekt, genau so wenig wie seine Kollegen. Von konstant schwachen Leistungen ist Schalkes Nummer 1 weiterhin meilenweit entfernt. Und das ohne Kritik an seiner Leistung nicht zulassen zu wollen.

Stattdessen sollte Schalke sich auf das besinnen, was die eigentliche Erkenntnis des gestrigen Abends ist: Dass auch ein FC Bayern nicht immer unbesiegbar ist, wenn bei Schalke alles funktioniert – gestern Abend war die Mannschaft nicht weit davon entfernt.

 

Schalke glänzt, Fährmann patzt – und taugt nicht zum Sündenbock

Domenico Tedesco vor dem Derby: Der Drang zur Perfektion

Schalke 04 tritt am Samstag (15.30 Uhr) mit großem Selbstbewusstsein zum Revierderby bei Borussia Dortmund an. Die Königsblauen gelten aufgrund der starken Formunterschiede sogar als Favorit. Davon möchte Schalkes Cheftrainer allerdings nichts wissen. Auch seine persönlichen Befindlichkeiten interessieren ihn vor der Partie wenig.

Domenico Tedesco ist vor Kameras kein Mann großer Gefühle. Mehrfach fragten ihn die anwesenden Journalisten auf der Pressekonferenz vor dem Spiel bei Borussia Dortmund, wie es denn nun in ihm aussehe, so kurz vor seinem ersten Revierderby als S04-Coach. Sie sollten keine allzu ausführliche Antwort bekommen – und hatten sie vermutlich auch nicht erwartet. Viel lieber spricht er über Taktik, Personal oder über die Tatsache, dass ihn die aktuelle Schwächephase des BVB nicht die Bohne interessiere. Seine kurze Anekdote, dass ihn die Leute beim Brötchen holen aktuell noch freundlicher behandeln als zuvor, war auch schon die einzige Geschichte, die ihm entlockt werden konnte. Tedesco braucht die Inszenierung seiner Person nicht, um glaubwürdig zu wirken. Die Menschen in Gelsenkirchen schätzen eher das, wofür er eingestellt wurde.

Und das sind Dinge wie der fast schon besessene Drang zur spielerischen Perfektion oder die Fähigkeit, einzelne Spieler auf Schalke gezielt verbessern zu wollen. Mit diesen Aspekten, die eben jede Woche aufs Neue auf dem Platz spürbar sind, punktet der Trainer bei den Fans. Die neue Rolle von Max Meyer auf der Sechserposition oder die plötzliche Erstarkung eines Benjamin Stambouli sind nur zwei Beispiele von vielen. Selbst das Torwartspiel von Ralf Fährmann, der schon vor Tedescos Amtszeit als einer der besten deutschen Torhüter galt, hat sich nochmals spürbar verbessert. Und auch auf taktischer Seite herrscht auf Schalke aktuell eine fast schon unheimliche Abgeklärtheit.

Tedesco ist schon früh in der Saison ein hohes Risiko eingegangen. Mit der Degradierung von Benedikt Höwedes handelte er sich kurz vor dem Pflichtspielstart einiges an Kritik ein. Diese Phase hat er mit seiner nüchternden Art und sachlichen Erklärungen schadlos überstanden. Und selbstverständlich gibt ihm der Erfolg einen Vertrauensbonus, ohne den es inzwischen schon ganz andere Töne geben würde. Das Risiko, was sich viele Fans auf Schalke schon seit Jahren wünschen, ist Teil von Tedescos Philosophie. Ein Breel Embolo bekam dies schon zu spüren, als er vom Trainer auf seine fehlende Fitness hingewiesen wurde. Er sprach dies zu einem Zeitpunkt an, an dem es auf Schalke bereits nach Plan lief. Es wirkte nicht wie eine Schelte nach einer krachenden Niederlage. Oder wie ein Wachrütteln der Mannschaft. Es wirkte wie ein Trainer, der seiner Spieler braucht. Und zwar auch diejenigen, die nicht immer von Anfang an spielen.

Und jetzt steht das Revierderby an. Die ultimative Chance, Schalke 04 weiter oben zu etablieren. Und die Chance für Tedesco, die eigene Philosophie auch dem letzten Zweifler schmackhaft zu machen. Und das ausgerechnet bei Borussia Dortmund. Das hatte wohl auch der taktikbesessene Deutsch-Italiener kaum vorausgesehen. Viele sprechen zwar inzwischen schon von einer Wachablösung im Revier, davon kann aber zumindest aktuell noch lange nicht die Rede sein. Allein wirtschaftlich trennen die beiden Vereine Welten. Und auch Tedesco möchte davon nichts wissen. Zumindest sportlich ist es für ihn eine Partie wie jede andere. Emotional wird das Spiel aber auch ihn alles andere als kalt lassen.

Auch wenn er es öffentlich ungerne zugeben möchte.

 

 

Domenico Tedesco vor dem Derby: Der Drang zur Perfektion

Europa League und Abstiegsängste – wie kann das funktionieren?

Knapp zwei Drittel der Saison sind geschafft. Bei den meisten Mannschaften zeichnet sich zumindest eine Tendenz ab, wo sie am Ende der Spielzeit landen werden. Die Bayern sind auf Triple-Kurs, der BVB kämpft trotz mehrer Sorgen immer noch um die Qualifikation für die Champions League und Darmstadt 98 wird sich wohl wieder in die zweite Liga verabschieden.

Schwieriger wird es da (wie immer) bei Schalke 04. Im DFB-Pokal raus, in der Bundesliga lässt man zu viele Punkte liegen und in der Europa League kommt es im Achtelfinale zum Duell gegen Mönchengladbach. Eine klare Tendenz ist bei Schalke 04 aber nicht auszumachen. Das liegt nicht nur an der seit Jahren fehlenden Konstanz, die eine Vorhersage unmöglich macht, sondern auch an der sehr engen Tabellensituation. Zwei Siege könnten einiges bewirken, leider würde es sich mit zwei Niederlagen umgekehrt ganz genau so verhalten. Im aktuellen Fall ist die Abstiegsgefahr größer. Die Saison abzuhaken wäre nicht nur fatal sondern auch extrem leichtsinnig. Schalke blickt Richtung Abgrund.

Im Grunde sind auf Schalke immer noch zwei extreme Szenarien möglich. Auf der einen Seite könnte der Verein sang- und klanglos im Achtelfinale der Europa League gegen Mönchengladbach scheitern und sensationell aus der Bundesliga absteigen (Ja, das ist möglich.). Auf der anderen Seite könnte S04 mit einer Siegesserie souverän auf Platz 7 in der Bundesliga landen und mit einem unglaublichen Durchmarsch im Finale gegen Manchester United die Europa League gewinnen. Und sich dadurch nebenbei noch für die Champions League qualifizieren. Unfassbar aber wahr. Viel extremere Gegensätze kann es nicht geben.

Die Bundesliga ist auf dem Papier natürlich viel wichtiger. Und trotzdem ist da im Hintergrund eben dieser Wettbewerb, der vieles retten könnte. Das Duell gegen Gladbach ist aus mehreren Gründen reizvoll. Erstens trifft man auf einen direkten Bundesliga-Konkurrenten, der S04 gerade erst eine schmerzhafte Klatsche zugefügt hat. Zweitens wäre ein Ausscheiden in der Europa League bei einem deutschen Duell mehr als unbefriedigend.

Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich S04 spätestens nach dem 2:4 im Borussia-Park bewegt. Markus Weinzierl wird sich nicht nur über (dringend notwendige) Rotationen oder eine Anpassung des Spielsystems Gedanken machen müssen. Er muss sich außerdem damit auseinandersetzen, wie er die Balance zwischen Europa und Abstiegskampf in den Griff bekommen will. Dass Europapokal-Spiele auch in der Liga ein neues Selbstbewusstsein entfachen können ist ebenso wahrscheinlich wie die Tatsache, nach berauschenden Donnerstagabenden in die alte Bundesligastarre zu verfallen und weiter Punkte herzuschenken. Wäre S04 irgendwo im Mittelfeld der Liga, dann wäre die Situation deutlich weniger knifflig. So muss Weinzierl sich etwas einfallen lassen. Einerseits das Gefühl zu vermitteln, dass ein Europa League-Abend natürlich von Bedeutung sein kann. Andererseits muss den Spielern klar gemacht werden, dass ein Kampf um die Existenz von Schalke 04 das Letzte ist, womit dieser Verein konfrontiert werden will.

Zu Saisonbeginn und nach fünf Pleiten in Folge dachte vermutlich jeder, die schwierigste Phase wäre für Markus Weinzierl schon erreicht. Er meisterte sie damals mit einer beeindruckenden Serie. Nein, in der schwierigsten Phase bewegt Weinzierl sich genau jetzt. Jeder weiß, was auf ihn zukommt, wenn weitere lasche Bundesliga-Auftritte folgen sollten oder das Ausscheiden in der Europa League droht. Weinzierl muss beides bewältigen.

Wenn er das schafft, dann wäre es ihm zu wünschen, dass seine Kritiker endlich auch mal wieder positive Worte für ihn finden. Ein Anfang wäre ein Heimsieg ohne Gegentor gegen Gladbach. Damit S04 auch in dieser Saison das Jubeln nicht verlernt.

Europa League und Abstiegsängste – wie kann das funktionieren?

Badstuber: Der Pechvogel der Nation – eine sinnvolle Ergänzung?

Schalke 04 verstärkt sich in der Winterpause mit einem Leihgeschäft von Innenverteidiger Holger Badstuber vom FC Bayern München. Der 27-jährige hat bekanntermaßen eine beispiellose Verletzungsserie hinter sich, auf Schalke will er die nötige Spielpraxis sammeln um wieder ganz oben angreifen zu können.

Kann Schalke Badstuber dabei helfen? Und die wohl wichtigere Frage aus Sicht eines S04-Fans: Kann Badstuber Schalke helfen?

Der Reihe nach. Als Holger Badstuber Ende 2009 unter Louis van Gaal von den Amateuren zu den Profis des FCB aufgestiegen ist, wurde er von den ersten Beobachtern schon als der neue Gerard Piqué gefeiert. Eine unglaublich präzise Spieleröffnung, extreme Sprungkraft und ein gutes Gespür für den perfekten Zweikampf. Er machte in der Saison 2009/2010 für sein Alter beachtliche 49 Pflichtspiele und war maßgeblich am Erreichen des Champions League-Endspiels beteiligt. Für Louis van Gaal wurde Badstuber in dieser Saison absolut unverzichtbar. Er verdiente sich durch seine Leistungen gleichzeitig die Nominierung für die WM 2010 in Südafrika. Dort kam er zwar nicht über zwei Vorrundenspiele hinaus, für sein Alter war es aber ein beachtlicher Erfolg.

Die ersten weniger dramatischen Verletzungssorgen plagten ihn in der Saison 10/11, wo er trotzdem noch auf 32 Pflichtspiele kam. In der darauffolgenden Spielzeit bestritt Badstuber sogar insgesamt 50 Pflichtspiele. Zu der Zeit hat er sich international bereits einen beachtlichen Namen gemacht und spielte bei der Europameisterschaft 2012 bis zum Ausscheiden jedes Spiel durch. Was an diesen Zahlen auffällt: Badstuber muss niemandem mehr beweisen, was in ihm steckt. Vor seiner Pechsträhne galt er als einer der besten Innenverteidiger der Welt.

Dann kam der 1. Dezember 2012. Beim Bundesligaspiel gegen Borussia Dortmund verletzte sich Badstuber schwer; ein Kreuzbandriss zwang ihn zu einer monatelangen Pause. Während seiner langwierigen Reha reißte das Kreuzband im Mai 2013 erneut, Badstuber konnte fast zwei Jahre nicht spielen. Die Weltmeisterschaft 2014 war unerreichbar.

Die Pechsträhne hörte nicht auf. Sehnenrisse, Muskelrisse und zuletzte Knochenbrüche warfen Badstuber immer wieder zurück. Die EM 2016 war kein Thema. Unter Carlo Ancelotti hat Badstuber in der aktuellen Spielzeit nur drei Pflichtspiele bestritten. Ein Wechsel war für den 27-jährigen die logische Konsequenz.

Badstuber ist gelernter Innenverteidiger. Mit Jerome Boateng und Mats Hummels als Konkurrenz, die nicht nur auf Weltklasseniveau aktiv sondern auch körperlich absolut fit sind, ist es keine große Überraschung, dass Badstuber zunächst kein Land sehen würde. Trotz seiner Qualitäten konnte er diesen Konkurrenzkampf nicht gewinnen. Der Rückstand ist zu groß. Ein Wechsel innerhalb der Bundesliga kam da gerade richtig. Eine große Gewöhnungszeit wird er auf Schalke nicht brauchen, er kennt sich in der Bundesliga bestens aus. Mit der Leihe nach Gelsenkirchen geht Badstuber kein Risiko ein.

Aus Schalker Sicht sieht das schon etwas anders aus. Die Skepsis vieler Beobachter ist angebracht: Wie kann ein Spieler verpflichtet und seriös beurteilt werden, der in dieser Spielzeit kaum auf dem Platz stand? Badstuber wird sich mit seiner Reservistenrolle wohl kaum zufrieden geben. Und obwohl die Konkurrenzsituation auf Schalke nicht ganz so dramatisch ist wie in München: An Naldo, Matija Nastasic und Benedikt Höwedes muss Badstuber auch erstmal vorbeikommen. Das weiß auch Christian Heidel. Er betont, mit dem Transfer kein Risiko eingegangen zu sein. Das mag aus finanzieller Sicht zutreffen, astronomische Gehälter gehören auf Schalke zumindest bei Neuverpflichtungen der Vergangenheit an. Eine fehlende Beurteilung der Hinrunde lässt trotzdem einige Fragen offen. Klar ist aber auch: Christian Heidel denkt langfristig. Benedikt Höwedes ist aktuell verletzt, es kommen mindestens drei englische Wochen auf die Königsblauen zu, das 3-5-2 von Markus Weinzierl ist für jeden Innenverteidiger laufintensiv. Badstuber wird sich seinen Platz erkämpfen müssen, die Möglichkeit zu spielen und sich zu beweisen wird er bekommen. Wie es um seine aktuelle körperliche Verfassung steht bleibt trotzdem relativ unklar. In den Medien wird immer wieder vom „Hammer-Transfer der Winterpause“ gesprochen. Fakt ist: 2012 wäre es einer gewesen.

Holger Badstuber hat keinen instabilen Körper. Ein Kreuzbandriss oder Knöchelbrüche sind nicht die Konsequenz von fehlender Fitness oder falschem Training. Er blieb im Rasen hängen, bekam Blutgrätschen zu spüren oder verhakte sich unglücklich. Er hatte schlicht unglaubliches Pech, wie es in der aktuellen Spielergeneration wohl selten der Fall war. Und die Chance, sich bei einem etablierten Bundesligisten beweisen zu können, hat er sich durch seine zahlreichen Comebacks verdient. Kämpfer werden auf Schalke gerne gesehen, das weiß Badstuber. Es war vermutlich auch ein Grund, diesen Schritt zu gehen. Den Skeptikern eines durchaus umstrittenen Leihgeschäfts wird er es zeigen müssen. Kampflos wird er seine Ergänzungsrolle – die er ohne Zweifel erstmal einnimmt – nicht hinnehmen.

Das Restrisiko bleibt bestehen. Aus sportlicher Sicht, wohlgemerkt. Trotzdem: Wenn Holger Badstuber in Fahrt kommt, und ihn seine Verletzungssorgen endlich mal verlassen sollten, dann wird Badstuber dem Verein helfen können. So wie Schalke 04 Badstuber helfen wird.

Bis dahin ist es ein langer Weg.

Willkommen auf Schalke, Holger Badstuber!

 

 

 

 

 

 

Badstuber: Der Pechvogel der Nation – eine sinnvolle Ergänzung?

Schalkes Missionen für den Rückrundenstart

Es war eine Hinrunde, wie sie für Schalker Verhältnisse nicht typischer hätte sein können. Ein Mix aus Niederlagen- und Erfolgsserien, klassische Verletzungssorgen, eine magere Punkteausbeute und teils unnatürliches Pech. Viele Sympathisanten des Vereins waren schon kurz vor der Beantragung zur Abmeldung des Spielbetriebs, als sich die Mannschaft nach fünf Pleiten zu Saisonbeginn verhältnismäßig gut gefangen hat.

Mit 18 Punkten in der Liga, dem DFB-Pokal Achtelfinale und der Europa League-Zwischenrunde geht es am 21. Januar in die quasi-Rückrunde gegen Ingolstadt. Auf Schalke werden dabei einige Aufgaben warten, die es zu bewältigen gilt. Ein Überblick.

1. Die Transferaktivitäten richtig einschätzen

 

Für reaktionäre Transfers ist Christian Heidel zugegebenermaßen wenig bekannt. Bei einem kurzen Blick auf die Schalker Personalsituation wird trotzdem schnell klar, dass dem Kader zumindest punktuell die ein oder andere Verstärkung gut tun würde. Einen ersten Schritt hat der Manager bereits mit der Verpflichtung von Guido Burgstaller vom 1. FC Nürnberg gemacht. Toptorjäger der zweiten Liga, wenig verletzungsanfällig und geringe Ablöse – viel falsch machen konnte S04 bei diesem Transfer nicht. Trotzdem wird es noch Bedarf geben. Heidel betont zwar, nur bei voller sportlicher und wirtschaftlicher Sinnhaftigkeit handeln zu wollen, ganz ausschließen will er mögliche Käufe oder Leihen aber nicht. Bei Schalkes Glückssträhne kann nicht davon ausgegangen werden, dass alle Langzeitverletzten rechtzeitig zurückkommen. Heidel wird die Balance zwischen sinnvollen Ergänzungen und dem Vertrauen auf den eigenen Kader finden müssen. Beide Seiten sind nicht ohne Risiko.

2. Die Dreifachbelastung bewältigen

 

Neben den Verletzungssorgen kommt auf Schalke die Dreifachbelastung durch zwei Pokalwettbewerbe hinzu. Trainer Markus Weinzierl hat in der Europa League eine fast schon zu großzügige Rotation zugelassen, der Erfolg mit 15 von 18 möglichen Punkten gibt ihm jedoch Recht. Auch in diesem Bereich braucht es einen Ausgleich zwischen einer angemessenen und wettbewerbsfähigen Rotation. Gleichzeitig wird Weinzierl mit Bedacht die möglichen Verletzungsrückkehrer integrieren müssen. Eine Bewährungsprobe, mit der er umgehen muss. Es sind zwar bisher „nur“ drei Pokalspiele, mit denen Schalke garantiert rechnen muss, die Mannschaft braucht in der Bundesliga aber jeden Punkt, um die angestrebte Aufholjagd irgendwie durchzusetzen. Zudem sind beide Gegner im Pokal keine unbezwingbaren Gegner. Dass das Auftaktprogramm der Rückrunde bockschwer und voller Teams aus der oberen Tabellenhälfte besteht, kommt da noch hinzu. Wenn Weinzierl die Rotationsmaschine angemessen dosiert, und der Erfolg sich einstellt, wäre das das nächste große Ausrufezeichen seiner noch jungen Trainerkarriere.

3. Die Hinrunde abhaken – und trotzdem von ihr lernen

 

Wie schon anfangs erwähnt, war die Punkteausbeute in der Hinrunde bei einer sachlichen Auseinandersetzung mehr als ernüchternd. Der Saisonstart hat vieles, was punktemäßig möglich war, relativ schnell verbaut; Schalke musste (wieder mal) versuchen, das Feld von hinten aufzurollen.

Das gelang nach den Auftaktpleiten überraschenderweise richtig gut. Nach 12 ungeschlagenen Spielen musste man sich (in einem mehr als fragwürdigen Spiel) erst RB Leipzig geschlagen geben. Ein Grund für diese starke Serie war auch die Tatsache, dass kein Verantwortlicher nach dem Katastrophenstart unruhig geworden ist. Der Trainer wurde zu keinem Zeitpunkt der Saison infrage gestellt, das Umfeld blieb erstaunlich ruhig und Christian Heidel bewies einmal mehr ein vorbildliches Gespür in schwierigen Situationen.

Die Hinrunde ist so gut wie Geschichte, trotzdem kann S04 eine Menge aus den ersten 16 Spielen mitnehmen. Auch in der Rückrunde wird – sei es personell oder ergebnistechnisch – nicht alles wie am Schnürchen laufen. Rückschläge gehören dazu. Wenn Schalke es wie schon in der Hinserie schafft, mit diesen Rückschlägen umzugehen, dann werden die Punkte zwangsläufig kommen. Weinzierl hat es geschafft, das anspruchsvolle Spielsystem der Schalker vergleichsweise geordnet in die Köpfe der Spieler zu zementieren. Dieses Bewusstsein, dass die Mannschaft sowohl wettbewerbs- als auch rotationsfähig ist, sollten die Spieler in das neue Jahr mitnehmen. Und weniger auf die Punkte achten. Die zählt die Schalker Gemeinde dann ganz in Ruhe am Ende der Saison. Dann wird geurteilt. Vielleicht ja inklusive eines glänzenden Pokals im Spätfrühling 2017. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

 

 

 

 

Schalkes Missionen für den Rückrundenstart

Der großartige Avdijaj und eine lang ersehnte Einwechslung

Schalke 04 verliert das letzte Spiel in der Gruppenphase der Europa-League mit 0:2 bei RB Salzburg. Der Punkterekord ist futsch, die Bedeutung des Spiels und die damit verbundene Aufstellung lässt die Niederlage nicht allzu schmerzhaft ausfallen.

Markus Weinzierl schonte insgesamt acht Stammspieler, darunter Ralf Fährmann, Nabil Bentaleb oder Matija Nastasic. Dass S04 zu diesem Zeitpunkt der Saison eine fast vollständige Rotation durchführen konnte, hat sich die Mannschaft durch die starken Leistungen in der Gruppenphase verdient.

In der ersten Halbzeit waren die Abstimmungsprobleme durch die zusammengewürfelte Mannschaft deutlich sichtbar. Vor allem die Dreierkette hinten, die in dieser Form vermutlich nie wieder so zusammenspielen wird, hatte nicht den besten Spielaufbau aller Zeiten im Angebot. Auch Ersatzkeeper Fabian Giefer nutzte seine Chance auf weitere Einsätze nicht zwingend. In der zweiten Hälfte merkte man S04 dann aber doch an, dass sie nicht ohne Punkte nach Hause fahren wollten. Charakterlich ist an dem Auftritt besonders im zweiten Durchgang nichts auszusetzen. Ein Unentschieden wäre insgesamt in Ordnung gewesen.

Die Partie in Salzburg wird trotzdem nicht allzu schnell aus der Erinnerung der Schalker Gemeinde verschwinden. Das hat mehrere Gründe. Auf der einen Seite war da die unfassbare Unterstützung der S04-Fans. Bis zu 10.000 Königsblaue machten sich auf den Weg nach Österreich. So eine Unterstützung bei so einer bedeutungslosen Partie ist bemerkenswert. Zur Einordnung: beim letzten Ligaspiel der Salzburger waren insgesamt (!) 5.000 Zuschauer im Stadion. Schalke brachte doppelt so viele Gäste mit.

Ein weiterer Lichtblick des Spiels war Donis Avdijaj. Die 20-jährige Pferdelunge rannte wie ein wild gewordener Büffel über den Platz, erspielte sich Chancen und war fast immer anspielbar. Eine klare Empfehlung für einen möglichen Startelfeinsatz in Leverkusen. Gerade weil die Bedeutung des Spiels eher überschaubar war, ist die Leistung von Avdijaj wirklich zu honorieren. Wer so lange geduldig auf seine Chance wartet, und dann so ein ordentliches Spiel abliefert, der ist und bleibt auf Schalke eine erwünschte Alternative.

Und dann war da noch Atsuto Uchida. 21 Monate konnte er nicht spielen, in Salzburg kam es dann kurz vor Schluss zu einem ganz besonderen Gänsehautmoment, der für den kleinen Japaner auch dank der S04-Fans unvergessen bleiben wird. Nach seiner Einwechslung wurde er bei jedem Ballkontakt bejubelt. Seine kurzen Flankenläufe riefen die besten Zeiten von Uchida an der Seite von Jefferson Farfan in Erinnerung.

Ein toller Augenblick. Nicht wenige (darunter auch meine Wenigkeit) hatten Uchida schon abgeschrieben und ihm eine mögliche Sportinvalidität bescheinigt. Dass er es trotzdem geschafft hat ist umso erfreulicher und zeigt den Kampfgeist des Rechtsverteidigers. Bleibt zu hoffen, dass diesmal alles heile bleibt und Uchida sich schnell zurück in das Blickfeld von Weinzierl spielen kann. Seien wir ehrlich. Man gönnt es dem kleinen Racker einfach.

Abgesehen vom Ergebnis war es trotz aller Bedeutungslosigkeit ein Abend, den nicht jeder Schalke sofort vergessen wird.

 

 

Der großartige Avdijaj und eine lang ersehnte Einwechslung

Werner, Pech und eine ganze Menge Fehler

Schalke 04 verliert in deinem denkwürdigen Spiel mit 1:2 in Leipzig und verpasst den Anschluss an das obere Tabellendrittel. S04 präsentierte sich nicht so konzentriert wie in den letzten Wochen und leistete sich viele Abspielfehler. Das Pressing der Leipziger führte in vielen Mannschaftsteilen zu teils krassen Aussetzern. Weder die Spieleröffnung von Ralf Fährmann noch das Aufbauspiel der Dreierkette war souverän. Vor allem in der zweiten Halbzeit agierte S04 zu fahrig und konnte keine echte Torchance erarbeiten. Schalke spielte keineswegs schlecht, aber eben nicht so souverän wie gegen andere (und natürlich schwächere) Gegner. Das war besonders in der zweiten Hälfte deutlich zu beobachten.

Die Niederlage ist aber nicht nur aus dieser Perspektive ärgerlich. Die Leipziger wirkten schlagbar. Auch sie erwischten nicht ihren besten Tag, besonders die sonst so gefürchteten Kontersituationen wurden teils viel zu schwach ausgespielt. Da war für Schalke tatsächlich mehr drin. Auch Nabil Bentaleb zeigte in Leipzig nicht sein bestes Spiel, ähnliches gilt für Max Meyer oder Leon Goretzka. Insgesamt war es eben nicht der „Sahnetag“ den sich S04 erhoffte, um die starken Leipziger zu schlagen.

Und dann war da noch Timo Werner. Mit einer dreisten Schwalbe ermöglichte er schon in der ersten Minute die frühe Führung für die Leipziger. Das muss in aller Deutlichkeit so gesagt werden. Die Aussagen von Werner nach dem Spiel verschlimmerten den Gesamteindruck der Situation noch. Die Aktion war selten dämlich und ist eines Bundesligisten absolut nicht würdig. Auch Schiedsrichter Dankert präsentierte sich nicht souverän, er entschuldigte sich nach Abpfiff immerhin für die klare Fehlentscheidung. Timo Werner ist ein junger Spieler, trotzdem ist er unheimlich erfahren. So ein Patzer darf ihm nicht passieren und es gibt dafür auch keine Entschuldigung. Es ist auch völlig unerheblich, für welchen Verein er aktiv ist. Eine Schwalbe bleibt eine Schwalbe. Das Spiel wäre vermutlich anders gelaufen, wenn Werner auf den Beinen geblieben wäre. Am Ende muss man das Ergebnis aber so akzeptieren.

Trotz dieser Situation war der Leipziger Sieg am Ende verdient. RB spielte nach dem 2:1 wie eine echte Spitzenmannschaft und verhinderte jeden Schalker Angriff schon im Ansatz. Das muss man einfach so anerkennen.

Dass ausgerechnet ein Eigentor die erneute Führung für die Leipziger brachte, ist bezeichnend für diesen insgesamt frustrierenden und in der Form völlig unnötigen Spielverlauf, an dem S04 trotz Timo Werner nicht vollkommen unschuldig ist. Ein Abend zum Vergessen.

Werner, Pech und eine ganze Menge Fehler

Schalke bei RB Leipzig – da war doch mal was…

Schalke 04 tritt am Samstagabend zu einem gefühlten Spitzenspiel bei RB Leipzig an. Es ist ein Aufeinandertreffen, wie es gegensätzlicher kaum sein könnte. Zumindest aus Sicht eines klassischen Traditionalisten. S04 hat 112 Jahre fußballerische Tief- und Höhenflüge hinter sich, bei RB Leipzig sind es gerade einmal sieben. Die Sachsen haben also keine allzu bewegte Vereinshistorie. Das Mitgliederkonzept und die Art und Weise der Vereinsführung lassen die Sympathie zu RB nicht zwingend ins Unermessliche steigen. Aber der Reihe nach.

In sportlicher Hinsicht sieht es da schon anders aus. Obwohl S04 aktuell noch auf Platz acht herumlungert, spielt blau-weiß aktuell groß auf; seit zwölf Pflichtspielen ist man unbesiegt. RB Leipzig ist aktuell das beste Bundesligateam, S04 ist nicht weit davon entfernt. Ein nach fünf Auftaktniederlagen unfassbarer Satz. Er hat aber seine Berechtigung.

Und was ist mit RB Leipzig? Hat der Verein auch seine Berechtigung?

Von Kolumnisten werden die Gegner des Produkts RB Leipzig gerne als „Fußballromantiker“ bezeichnet. Sie wollen Stehplätze, bezahlbare Dauerkarten und ein traditionsreiches Vereinsgefüge mit einem großen Mitbestimmungsrecht der Mitglieder. Also, wenn man ehrlich ist, das genaue Gegenteil von dem, was RB Leipzig aktuell verkörpert.

Ich persönlich würde mich, wenn ich es müsste, wohl auch für einen Fußballromantiker entscheiden. Ich liebe die Atmosphäre im Stadion, ich trinke gerne mit meinen „Jungs“ ein paar Bier im Vorfeld, um dann leicht beschwipst aber euphorisch in die Arena zu gehen. Und ich spiele zugegeben auch lieber gegen einen 1. FC Köln mit 8.000 Auswärtsfans als gegen eine TSG Hoffenheim mit 500.

Was mich von einem Romantiker unterscheidet, und mich vermutlich gleichzeitig für diese Bezeichnung disqualifiziert, ist wohl meine fehlende „Antihaltung“ gegen Vereine wie RB. Ich hasse RB Leipzig nicht. Ich hasse auch die TSG Hoffenheim nicht. Ich brauche keinen Hass im Fußball. Ich kritisiere die Art und Weise, wie die Teams sich durch ungeheure Geldsummen in die erste Liga gepumpt haben. Ich freue mich auch nicht, wenn die Hoffenheimer oder die Leipziger einen Sieg feiern. Im Gegenteil. Ich kann die Art und Weise des Fußballs dieser beiden Vereine aber trotzdem gut finden.

Die Ablehnung gegen ein kommerzialisiertes Produkt lässt sich für mich gut mit der Ablehnung durch Rivalität vergleichen. Das Spiel ist ähnlich. Ich kann einen Sieg von Borussia Dortmund blöd finden, ich kann mich darüber ärgern, gleichzeitig kann ich die Art und Weise beeindruckend finden, wie der Verein diesen Sieg errungen hat. Ich stehe dazu, dass der BVB in den vergangenen Jahren einen teils unglaublichen Fußball gespielt hat. Und ich habe – wenn es nicht gerade gegen S04 ging – diesem Fußball sehr gerne zugeschaut und tue es auch immer noch. Und ganz genau so verhält es sich mit RB Leipzig. Es kann viele Gründe haben, einem Verein nicht zwingend positiv gegenüberzustehen. Und trotzdem sehe ich beiden Seiten gerne zu. Ohne eine Sympathie zu entwickeln. Ein Dilemma? Nein.

Ich muss mich nicht verbal an den Familienmitgliedern von Dietmar Hopp oder Dietrich Mateschitz auslassen. Ich muss meine Ablehnung nicht in Form eines abgetrennten Bullenkopfes zur Schau stellen. Und ich brauche auch keine Boykottaufrufe in deutschen Stadien. Was viele vergessen haben: auch bei RB Leipzig oder der TSG Hoffenheim sind es Menschen aus Fleisch und Blut, die da auf dem Platz stehen. Ablehnung ja, Hass nein. So wird es – zumindest bei mir – immer bleiben. Und ich halte diese Ansicht für richtig. Und ich hoffe, dass zumindest der Großteil der S04-Fans, die am Samstag vor Ort sind, diese Ansicht ebenfalls vertreten.

Zum Abschluss noch eine Frage an alle Personen, die der felsenfesten Überzeugung sind, dass ein Verein wie S04 niemals auch nur ansatzweise ein Kommerzprodukt im Profifußball unterstützten würde.

Erinnert sich jemand an den 24. Juli 2010? Damals wurde die Red Bull Arena in Leipzig eröffnet. Vorher hieß es noch traditionell Zentralstadion. Ganz nach dem Geschmack eines Fußballromantikers. RB verlor zur Eröffnung ein Testspiel mit 1:2. Die Torschützen für die Gäste hießen Edu und Ivan Rakitic.

Der Gegner hieß Schalke 04.

 

 

Schalke bei RB Leipzig – da war doch mal was…

Pflicht erfüllt, Krönung erwünscht

Schalke 04 steht nach einem verdienten 3:2 beim 1. FC Nürnberg im Achtelfinale des DFB-Pokals. Der bisher unheimlich erfolgreiche Oktober geht weiter, die Krönung soll am Samstagabend im Derby erfolgen. Im Pokal-Achtelfinale geht es gegen den SV Sandhausen, eine mehr als machbare Aufgabe.

In der ersten Halbzeit der Partie zeigte S04 große Spielfreude. Der Ball lief gut durch die eigenen Reihen, das Kombinationsspiel funktionierte und sogar Standardsituationen waren an diesem Abend ein (tor)gefährliches Mittel. Die Nürnberger hatten wenig entgegen zu setzen.

Nach der ersten Halbzeit schaltete S04 ein paar Gänge zurück. Das Derby im Hinterkopf, fehlte in manchen Situationen die entscheidende Konsequenz. Die Konzentration ging flöten, der Anschlusstreffer zum 1:3 zeigte das stellvertretend. Auch der Elfmeter war eine Folge von ungeschicktem Zweikampfverhalten. Der FCN war in manchen Situationen nicht weit vom Ausgleich entfernt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Markus Weinzierl dem Team in der Pause geraten hat, nicht mehr das allerhöchste Risiko zu suchen. Es wurde ungemütlich, aber der Plan ging auf. Die Mannschaft hat seinen Soll im ersten Durchgang erfüllt und hätte sogar höher führen können. Am Ende steht ein verdienter Sieg auf dem Papier, niemand hat sich verletzt und die Konkurrenzsituation dürfte noch ein wenig interessanter geworden sein.

Jetzt folgt das Spiel des Jahres. Die Dortmunder mussten gegen Union Berlin über die volle Distanz gehen und auch die Verletztenliste stimmt die meisten BVB-Fans nicht allzu positiv. Im Grunde weiß aber auch in Dortmund jeder, dass die Deutung von Vorzeichen beim Revierderby nicht besonders aussagekräftig ist. Den Spielverlauf vorauszusehen ist in den meisten Fällen ein Ding der Unmöglichkeit. Dass S04 in den letzten Partien guten Fußball spielte und Schwarz-Gelb aktuell einen leichten Durchhänger hat – geschenkt. Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Und jeder weiß, wie der eigentlich erfolgreiche Oktober bei S04 bewertet wird, sollte das Derby in die Hose gehen.

Den Oktober mit einem Sieg in Dortmund abschließen. Das wäre ein Ding. Schalke hat sich den Respekt der Nachbarn selbst erarbeitet.

Fehlt nur noch die Krönung. Glück Auf, S04.

 

Pflicht erfüllt, Krönung erwünscht